OK, ich oute mich als Heavy-Metal Fan! Natürlich bin ich das schon lange und bin mittlerweile reif genug, dazu gerne zu stehen.
Das neue Werk von den Altmeistern Judas Priest ist ein Konzeptalbum, was an sich schon etwas ungewöhnlich für eine Band ist, die eigentlich für ihre kurzen, knackigen Mitsingnummern á la „Living After Midnight“ bekannt ist. Mit dem ellenlangen Stück „Loch Ness“ auf dem Vorgänger „Angel of Retribution“ hatte sich diese Entwicklung allerdings schon angedeutet.
Die Stücke von „Nostradamus“ sind insgesamt sehr orchestral und breit angelegt, es kommen viele String-Sounds (synthesized Gitarren) zum Einsatz. Rob Halfords Stimme klingt deutlich tiefer, er quält sich nur noch selten in die Höhen hinauf. Teilweise liegt dies allerdings auch den Stücken, da die Gesangslinien viel weniger prägnant und treibend, sondern eher flächig angelegt sind. Im Vergleich zu anderen Priest-Scheiben gibt es nur wenige wirklich griffige Riffs, die Gesangsparts sind sehr viel dominanter, die Strophen länger.
Der Sound der Platte ist meiner Meinung nach leider etwas zu matschig, gerade die Drums hätten mehr Präsenz vertragen können. Die Scheibe klingt wenig klar, vielleicht wollte man einen Sound erzeugen, der sich mehr an den alten Scheiben „Rocka-Rolla“ oder „Sad Wings Of Destiny“ orientiert. So wird die Stimme fast schon zu wichtig, die Instrumentierung wird sehr in den Hintergrund gerückt.
Trotzdem erzeugt gerade dieser Sound und die für Judas Priest ungewöhnlichen Arrangements eine treffende Stimmung. Alles klingt düster, schwer, geheimnisvoll – und das ist super. Als Konzeptalbum kann sich „Nostradamus“ also getrost in die Reihen der 70er und 80er Jahre Alben wie „The Raven“ von Alan Parsons Project, „The Wall“ oder anderen einreihen – allerdings in einer etwas anderen Sparte, dem Heavy-Metal.