Das ist natürlich schon kein neuer Tipp mehr, aber da die Autoren jenseits des Mainstreams immer etwas schlecht repräsentiert werden meine Empfehlung: „Kryszinski“-Krimis von Jörg Juretzka.
Die Hauptperson der Reihe ist der Privatdetektiv Kristof Kryszinski. „Krüschel“, wie er auch genannt wird, entspricht dabei so gar nicht dem Klischee vieler anderer Detektivgeschichten. Als abgehalfterter Ex-Junkie aus dem Rockermillieu stolpert er meist in ziemlich heikle Fälle. Mit seinem nahezu schrottreifem Toyota rast er dabei in irrwitziger und keineswegs gesetzeskonformer Geschwindigkeit durch den Ruhrpott und deckt sozusagen nebenbei seine Fälle auf. Oft genug geht es dabei so rasant zu, dass weder der Protagonist noch der Leser eine kurze Pause bekommt.
Jörg Juretzka schafft es, seine wilden Geschichten trotz aller Brutalität und Spannung sehr „wirklich“ zu gestalten. Man hat das Gefühl, die Personen zu kennen. Auch die Fälle behandeln nicht nur klassischen Krimistoff wie Mord oder Erpressung. Es geht zum Beispiel um Kinderhandel („Rotzig und Rotzig“), um einen Coup auf einem Kreuzfahrtschiff („Equinox“) oder um Menschenhandel mit Flüchtlingen aus Afrika („Alles total groovy hier“). Das sind dann auch die Elemente, die mich an der Reihe am meisten fesseln: denkt man zunächst, die abgehalfterten Protagonisten sind Looser, die vom Leben und der Moral nichts mehr erwarten sieht man dann die etablierten, nach aussen hin seriös und „anständig“ wirkenden Geschäftsleute ohne Geldsorgen, die dann häufig den Dreck am Stecken haben und auf moralische Grundsätze pfeifen. Die rasende Geschwindigkeit in den Stories stellt dabei das meiste in den Schatten, was ich sonst so kenne. Echt cool!